Ein unmoralisches Angebot

Woran erkennen Sie unseriöse Online Marketing Agenturen?

In Deutschland gibt es dutzende hochspezialisierte und professionell aufgestellte Agenturen, die in allen Bereichen des Online Marketings hervorragende Arbeit leisten. Aber leider gibt es auch immer wieder schwarze Schafe, die gezielt die Komplexität von Themen wie SEO oder SEA ausnutzen, um Unternehmen, die über kein entsprechendes Expertenwissen verfügen, Leistungen zu verkaufen, die bei weitem nicht das halten, was sie versprechen.

Besonders problematisch ist bei diesen bewussten Täuschungsversuchen, dass Sie für einen Laien kaum zu erkennen sind. Denn in der Regel treten diese Damen und Herren äußerst professionell auf, werfen einem dutzende Fachbegriffe sowie schöne Präsentationen um die Ohren und versprechen sagenhafte Ergebnisse zu scheinbar unschlagbaren Preisen. Häufig werden sogar Garantien ausgesprochen, durch die sich schließlich viele beeindrucken lassen.

Zusätzlich erschwerend ist die Tatsache, dass bei solchen “unmoralischen Angeboten” häufig nicht einmal ein Vertragsbruch vorliegt. Denn wenn die Ziele von SEO oder SEA Maßnahmen nicht ganz genau definiert sind, können sich unseriöse Anbieter, trotz miserabler Ergebinsse, auf die Erfüllung der Absprachen berufen und auf die Einhaltung der geschlossenen Verträge pochen.


Ein SEA Beispiel:

Ihnen wird zugesichert, dass Ihre AdWords Anzeigen im Schnitt immer auf Position 1 in der Google Suche geschaltet werden. Sie schließen auf dieser Grundlage einen Vertrag ab, weitere Ziele werden nicht vereinbart. Dieses Leistungsversprechen wird auch nachweislich eingehalten. Aber: Die ausführende Agentur gibt pro beworbenes Keyword ein viel zu hohes Gebot ab, mit dem zwar Position 1 sichergestellt wird, wodurch Ihnen aber viel höhere Kosten entstehen, als eigentlich notwendig wären.

Beispielsweise zahlen Sie statt einem Euro, der bei einer guten Kampagnenqualität für Platz 1 reichen würde, ganze 10 Euro. Der Aufwand Ihres Vertragspartners ist dadurch minimal und muss nur einmalig getätigt werden, obwohl Sie für monatliche Service-Leistungen bezahlen. Als Begründung für die äußerst schlechte Performance dient dann meistens die Aussage, dass diese hohen Gebote nunmal nötig seien, um Position 1 auf Google zu erreichen. Nicht zuletzt wegen dieser unlauteren Methoden machen Werbetreibende immer wieder die Erfahrung, dass AdWords zu teuer ist.


Ein SEO Beispiel:

Ein sogenannter Experte verspricht Ihnen eine SEO Optimierung mit dem Ziel, die Sichtbarkeit Ihrer Website auf Google zu verbessern. Wozu genau die Auffindbarkeit gesteigert werden soll und mit welchen Maßnahmen, wird nicht weiter geregelt. Nachweislich verbessert sich im Laufe der Zeit zum Beispiel die Anzahl der Keywords, über die Ihre Website in den Suchergebnissen gefunden wird. Aber: Die Optimierung findet nur für Brand Keywords statt, also für Begriffe, die Ihren Unternehmens- oder Markennamen enthalten. Oder nur für thematisch irrelevante oder maximal zweitrangige Keywords.

In beiden Fällen bringt Ihnen die Optimierung im Grunde überhaupt nichts, da Ihre Website zu Begriffen in Kombination mit Ihrem Firmennamen ohnehin prominent ranked und für Sie eine hohe Sichtbarkeit zu ganz bestimmten Keywords wesentlich ist und nicht zu wahllosen Begriffen, nach denen kaum jemand sucht. Für den Ausführenden bedeutet eine solche nebulöse Umsetzung äußerst geringen Aufwand, mit dem er sich trotzdem auf die Erfüllung der festgelegten Ziele berufen kann.


Ein Social Media Beispiel:

Sie gehen auf ein Angebot eines Anbieters ein, der mit Anzeigen auf Facebook mehr Traffic für Ihre Website generieren soll. Wie genau sich dieser Traffic gestaltet, wird nicht weiter definiert. Das optisch anspruchsvolle Reporting weist dann auch jede Menge neue Zugriffe auf die Seite auf, aber früher oder später müssen Sie feststellen, dass dieser Traffic anscheinend überhaupt keinen Wert für Ihr Unternehmen hat. Sind Sie in einem solchen Fall an einen falschen Fünfziger geraten, werden Ihnen wesentliche Qualitätsmerkmale schlichtweg verschwiegen.

Zum Beispiel, dass die Werbung für jedermann geschaltet wird und überhaupt keine vernünftige Zielgruppenausrichtung existiert. Oder, dass die über die Anzeigen eingekauften Besucher unmittelbar nach dem Einstieg auf Ihre Website wieder abspringen und die durchschnittliche Besuchsdauer sowie die Absprungrate absolut katastrophal sind. Trotz dieser Ergebnisse kann sich der sogenannte Experte auf die Einhaltung der Vorgabe berufen, die vereinbarte Mindestanzahl an Traffic für Sie über Facebook zu generieren.


Benennen Sie Ihre Ziele

Aus all diesen Gründen sollten Sie eine ganz genaue Zielsetzung festlegen. Mit welchen Maßnahmen sollen welche Zielvorhaben, innerhalb welcher Zielgruppe, in welchem Umfang und mit welchem Budget erreicht werden? Sprechen Sie im Detail über alle für Ihre Ziele relevanten Faktoren, zum Beispiel welche Klickrate (CTR), welche Conversion Rate (CR), welche durchschnittliche Besuchsdauer oder welche Klickkosten (CPC) Sie erwarten. Eine professionelle Agentur wird höchstwahrscheinlich ganz von selbst wegen der Zielvorgaben auf Sie zukommen, denn umso exakter diese definiert sind, umso effizienter lässt es sich arbeiten. Geben Sie keine konkreten Ziele vor und seitens der Agentur kommen dazu keine Rückfragen, sollten Sie aufhorchen.


Vorsicht bei Garantien

Wird Ihnen im Bereich SEA oder SEO leichtfertig eine Garantie versprochen, ist das Anlass zur Skepsis. Natürlich sind gewisse Leistungsversprechen alltäglich und echte Profis können sich solche auch erlauben. Aber Garantien sind in diesem Zusammenhang mit Vorsicht zu genießen. Denn selbst der beste SEO Experte der Welt kann nicht genau vorhersagen, wie sich Optimierungen im Detail auswirken werden. Diese sind schließlich stark vom ständig wechselnden Verhalten der Nutzer oder von den SEO Maßnahmen der Wettbewerber abhängig. Nicht zuletzt stellen Google Updates, die alle paar Monate ausgerollt werden, immer mal wieder die gesamte SEO Landschaft auf den Kopf.

Was das Suchmaschinenmarketing (SEA) betrifft sind solche Garantien oft schlicht und einfach nicht zielführend. Wird Ihnen beispielsweise die Anzeigenposition 1 versprochen, steht das häufig der Rentabilität Ihrer Kampagnen im Weg. Weil Sie diese Position zum Beispiel nur mit einem höheren Gebot erreichen können, als Sie pro Klick ausgeben wollen. Oder weil für einen Online Shop oft eine Positionierung auf Platz 2 oder 3 lukrativer ist. Oder weil Ihr Budget auf Position 1 schon nach kurzer Zeit verbraucht ist und Ihre Anzeigen dann nur wenige Stunden pro Tag sichtbar sind.


Legen Sie Wert auf Fakten

Egal ob Suchmaschinenmarketing, Suchmaschinenoptimierung oder Social Media – der Erfolg und auch Misserfolg der entsprechenden Marketing Maßnahmen ist messbar. Lassen Sie sich also nichts erzählen, sondern Ergebnisse belegen. Ob etwas gut oder schlecht gelaufen ist, können Sie anhand eindeutiger Daten und Fakten nachvollziehen. Wenn sich aus einem Reporting nur ergibt, dass eine Maßnahme großartig gelaufen ist, nicht aber, woran genau sich das festmachen lässt, fordern Sie die entsprechenden Zahlen ein.


Prüfen Sie den Änderungsverlauf bzw. das Änderungsprotokoll

Natürlich sollte Ihre Zusammenarbeit auf einem vernünftigen Vertrauensverhältnis basieren. Aber haben Sie Anlass zur Skepsis, ist Vertrauen zwar gut, aber Kontrolle immer noch sicherer. Im Falle einer Werbeschaltung mit Google AdWords steht Ihnen ein einfaches Werkzeug zur Verfügung, um der ausführenden Agentur mal auf die Finger zu schauen. Unter Tools > Änderungsverlauf werden Ihnen fast alle Anpassungen und getätigten Optimierungen im Werbekonto detailliert angezeigt, inklusive Datumsangaben. In der neuen AdWords Oberfläche finden sich die gleichen Daten im Änderungsprotokoll der jeweiligen Kampagne.

Nur weil mal 2-3 Tage keine Änderungen verzeichnet sind, heißt das noch lange nicht, dass Ihre Agentur keine gute Arbeit leistet. Selbst wenn die letzten Einträge etwas länger zurückliegen, muss das noch nichts Negatives bedeuten, weil Ihre Agentur zum Beispiel ein Bid Management Tool oder andere automatisierte Funktionen zur Optimierung nutzen könnte, die im Änderungsverlauf nicht immer aufgeführt werden. Liegt der letzte Eintrag aber ein paar Wochen oder sogar länger zurück, sollten Sie in jedem Fall nachfragen, worin genau die monatlichen Leistungen eigentlich bestehen bzw. was genau zur Optimierung der Werbekampagnen unternommen wurde.